Zusammenfassung des Inhaltes
DUNE erzählt die packende Geschichte des Paul Atreides, dem das Schicksal eine Rolle vorherbestimmt hat, von der er niemals geträumt hätte. Um die Zukunft seiner Familie und seines gesamten Volkes zu sichern, muss Paul auf den gefährlichsten Planeten des Universums reisen.
Nur auf dieser Welt existiert ein wertvoller Rohstoff, der es der Menschheit ermöglichen könnte, ihr vollständiges geistiges Potenzial auszuschöpfen.
Doch finstere Mächte wollen die Kontrolle über die kostbare Substanz an sich reißen.
Es entbrennt ein erbitterter Kampf, den nur diejenigen überleben werden, die ihre eigenen Ängste besiegen.
Hier der Trailer
Was Gregor sagt…
Es ist schon ein besonderer Moment, wenn man merkt wie die Fiktion der Leinwand sich mit der Realität des Ortes überkreuzt. Seit Beginn der Pandemie sind Kinos nahezu ähnlich fremd, wie ein Planet aus einer anderen Galaxis geworden. Aus eine Art vertrautem Wohnzimmer wurde ein Ort der Ansteckungsgefahr, lebensfeindlich wie der Handlungsort in dem Film, der viele Menschen zum ersten Mal wieder in ein Kino bringt.
Und alles, was man in den folgenden 155 Minuten von Villeneuves DUNE erlebt, funktioniert wie eine perfekte Werbung für das Medium an sich: Charakterstarke Schauspieler, gigantische Wurmwesen, beeindruckende Landschaftsbilder sowie ein Sound, der diese fremde Welt des Planeten Arakis vor allem im IMAX-Format zu einer nahezu körperlichen Erfahrung macht.
Dabei sind all diese Superlativen mit einer gewissen Hypothek versehen, die seiner Erklärung bedarf…
Villeneuve war 14 Jahre alt, als er Frank Herberts Buchvorlage das erste Mal las. Genau 40 Jahre und 165 Millionen Dollar später, hat er in einem 1. Teil das umgesetzt, woran Regisseure wie Alexander Jodorowsky in den 70er Jahren gescheitert sind – oder wie im Fall von David Lynch: In seiner Fassung von 1984 wurde erkennbar, welch komplexe Herausforderung mit der Geschichte der Fürstenhäuser Artreides und Harkonnen verbunden sind.
Denn zum regulären Buch veröffentlichte Herbert auch noch eine zweibändige Enzyklopädie mit detailreichen Erklärungen und Verweisen, durch die selbst die Bibel wie ein Feierabendroman aussieht.
Würde nicht jeder Regisseur am Ende dann schwierige Kompromisse machen müssen?
Der Kanadier Villeneuve löst das Problem ähnlich wie in seinem 2016 veröffentlichten Sci-Fi-Film ARRIVAL, in dem er nur ganz wenige Schauspieler zentral in den Fokus stellt.
Paul Artreides (Timothée Chalamet) und seine Mutter Lady Jessica (Rebecca Ferguson) dominieren die Handlung, während die Auftritte von ähnlich ausdrucksstarken Schauspielern wie David Dastmalchian oder Dave Bautista in diesem ersten Teil von DUNE gerade mal in Sekunden gezählt werden können.
Doch selbst wenig Screentime bedeutet nicht, das Schauspieler unauffällig bleiben müssen.
Der Spanier Javier Bardem, der Stilgar als Anführer der Ureinwohner namens Fremen spielt, verleiht seiner Figur in Sprache und Gestik so viel Ausdruck, dass man sich zu seiner Figur gleich einen Spin-Off wünscht.
Wirken andere Sci-Fi-Filme oft kalt und technisch, transportieren die Schauspieler und das komplette Design in DUNE eine Form von Natürlichkeit, die trotz dieser fremden Welt immer Nähe und Vertrautheit aufbaut.
Auch bei der Inszenierung der Raumschiffe beweist Villeneuve, welche Palette an Möglichkeiten formbar sind und wie Design und Akustik auch technischen Objekten eine Seele geben können.
Während die Sammelmaschinen der Spice-Droge wie übergroße Mähdrescher die Wüste noch unendlicher scheinen lassen, wirken die schnellen Ornithopter wie winzige organische Libellen.
Das flatternde Geräusch beim Startvorgang und Flug moduliert ständig im Klang und obwohl solch ein Maschine jeder technischen Machbarkeit widerspricht, wirken Sie in DUNE glaubhaft und vertraut.
Dieses geschickte Prinzip wurde auch beim Set-Design durchgehend bedacht.
Während der vier Monate Dreharbeiten in Budapest, Norwegen, Abu Dhabi und Jordanien verzichtete Produktionsdesigner Patrice Vermette nahezu vollständig auf virtuelle Elemente und gab so den Schauspielern Handlungsorte, in denen die Gedankenwelt von Frank Herbert sich entfalten konnte.
Stellenweise wirkt es dabei fast absurd, das selbst alltägliche Dinge wie eine Tür oder Trinkglas in diesem Film scheinbar anders funktionieren. Villeneuve will damit jedoch bewusst vermeiden, dass der Zuschauer irgendeine Form von Alltag oder Gewöhnlichkeit sieht. Er riskiert dabei immer auch eine Form von Gradwanderung, denen die Schauspieler viel Emotionalität entgegen setzten müssen.
Wenn ein Messer dann im Film etwas sperrig der „Zahn des Shai-Halud“ genannt wird, ist dies sicherlich ein Tribut an die Fans der Buchvorlage, die solche Details in einer Verfilmung erwarten.
Und zack vorbei
Abseits aller Qualitäten dieses Filmes gehört zur Wahrheit leider auch, das Dennis Villeneuve dem Zuschauer eine grandiose Einleitung in die Welt von DUNE präsentiert, dafür aber auch abrupt endet.
Trotz seiner bemerkenswerten Länge wirkt der erste Teil eher wie ein kurzweiliger Prolog, denn welchen Weg Paul Artreides noch gehen wird, deutet der Film lediglich in einer Traumsequenz an.
Während die Trilogie von Peter Jacksons „Herr der Ringe“ die komplexe Buchvorlage offen als Mehrteiler kommunizierte, verzichtet das offizielle Kinoplakat von DUNE auf jede Erwähnung oder Untertitel.
Wie lange wird es also dauern, bis die Geschichte vom Wüstenplaneten weiter erzählt wird?
Diese Frage entscheidet jeder Kinozuschauer nicht nur mit seinem Eintrittspreis, sondern auch mit dem folgenden Grad der Neugierde, die der erste Teil definitiv geweckt hat.
Fazit: 8 von 10 Punkten
Was Beate sagt…
Kontext:
Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre markierte den Beginn der Anti-Atomkraftbewegung in Deutschland. Ich war 15, als ich mit einigen Mitschülern und unserer Lehrerin zum ersten Mal nach Brokdorf zu einer Demo gefahren bin.
SciFi Romane standen damals in unserer Gruppe hoch im Kurs, denn viele Geschichten hatten die Vernichtung des Planeten durch das menschliche Verhalten und die sich daraus ergebenden Veränderungen von Gesellschaftssystemen zum Thema.
Literarische Vorlagen
Es gab drei Autoren, die wir zu dieser Zeit alle gelesen haben: John Brunner, Isaac Asimov und Frank Herbert.
Während John Brunner leider in Vergessenheit geriet, stehen mit Asimov und Herbert fast zeitgleich zwei Verfilmungen an. Asimovs FOUNDATION geht Ende September bei AppleTV+ in Serie und Herberts DUNE steht ab heute in den Kinos in den Startlöchern.
Warum ich Asimov und Herbert in einem Atemzug nenne, die FOUNDATION Romane, deren erste Geschichten bereits Ende der 40er Jahre erschienen, haben Frank Herbert nachhaltig beim Entwerfen seiner DUNE Welt, die 20 Jahre später veröffentlicht wurde, inspiriert. Die Parallelen zwischen beiden Welten sind deutlich erkennbar.
Während Asimov die Korrelation zwischen Menschheit und Verantwortung die Zerstörung der Erde betreffend, in den Roboter-Vorgeschichten thematisiert, bleibt Herbert bei DUNE diesbezüglich eher vage. Auch findet sich der Verweis auf die Herkunft Erde, bei DUNE nur sporadisch. Episch im Umfang sind jedoch beide.
Womit wir bei DUNE angekommen wären
Regisseur Villeneuve ist seit seiner frühen Teenagerzeit Fan der Bücher und das spürt man, ähnlich wie bei Peter Jacksons HERR DER RINGE, in jeder Minute.
In DUNE steckt viel Liebe für’s Detail und ein großes Gespür für Farben, Formen, Tonalität und die ursprüngliche Geschichte.
Hierbei besonders auffällig: Die perfekte Symbiose von Sound und Visualität, die einen vollumfänglich in ihren Bann zieht.
Was diesen Film darüber hinaus zu etwas Besonderem werden lässt, ist, dass die Geschichte durch die hohe Qualität der Schauspieler getragen wird und mit Bild- und Tonsprache zu einer Einheit verschmilzt.
Timothy Chalamet ist herausragend in der Rolle des Paul Atreides.
Von Villeneuve ganz im Sinne von Frank Herberts Büchern, nicht als Held inszeniert, sondern als nachdenkliche, differenziert denkende Figur, der seine ihm durch die Bene Gesserit vorbestimmte Rolle ablehnt.
Er versteht, dass die Freiheit eines Volkes nicht durch das Erscheinen eines Messias erreicht wird, sondern im Verständnis liegt, dass Selbstbestimmtheit der Weg ist.
Visuell kommt DUNE roh, organisch und fast körperlich spürbar daher. Die Farben des Planeten Arrakis wirken wie von der Sonne ausgebleicht, wobei visuell übergeordnet die 4 Elemente, Erde, Feuer, Wasser, Luft tonangebend sind.
Die Architektur der Gebäude wirkt wie ein Echo der Landschaft und transportiert ohne ein gesprochenes Wort die Athmosphäre.
Der Soundteppich, vom Großmeister Hans Zimmer komponiert, dröhnt tief hinein ins Herz. Es fühlt sich an, als wäre der Zuschauer mittendrin im Geschehen.
Zugleich hat man das Gefühl, man könne die Luft von Arrakis riechen, die Hitze spüren, das Spice schmecken und die Spannung mit den Händen greifen.
Es wird, wie immer bei Buchverfilmungen, die eine über Jahrzehnte gewachsene Fanbase haben, Kritiker geben, die den Gender Wechsel (Pardot Kynes) und den Umgang/Besetzung mit Figuren, z. B. die des Duncan Idaho/Hayt, anprangern.
Ich sehe beides als gelungenen Versuch, die über 50 Jahre alte Geschichte einem jüngeren Publikum zugänglicher zu machen.
Was abzuwarten bleibt, wie man die schier unglaubliche Masse an Stoff, es exisiteren 8 Bücher im Dune Universum, in einem möglichen weiteren Film verarbeiten wird, denn der 1. Film deckt noch nicht einmal die Hälfte des 1. Buches ab.
Fazit: Bei gleichzeitigem Einwurf ins Phrasenschwein: Für Filme wie diesen, ist das Kino erfunden worden.
Dringende Empfehlung, sucht Euch das Kino mit der größten Leinwand und dem besten Soundsystem, da kommt dieser Film am besten zur Geltung.
10/10 Goldblums