Review zum Kinofilm SAG DU ES MIR (seit 15. Oktober 2020 im Kino)

Kurzinhalt von SAG DU ES MIR

Nach einem Angriff auf ihre Schwester SILKE (Gisa Flake) kehrt MONI (Christina Große) nach fast 20 Jahren zu ihr in die alte Heimat zurück. Moni setzt alles daran den Angreifer ausfindig zu machen und ihre Schwester vor ihm zu beschützen. Doch will Silke – die ihrer Schwester schon lange nicht mehr vertraut – das überhaupt? Und wenn ja, wer ist hier in Wahrheit zu beschützen? Und vor allem vor wem? Und welche Rolle spielt der Täter RENÉ (Marc Ben Puch) dabei, der selbst nicht (mehr) versteht, wieso er es getan hat? SAG DU ES MIR ist ein dramaturgischer Tanz in drei Episoden über Opfer und Täter und die Wahrheit zwischen den Lügen.

Hier könnt Ihr einen Blick auf den Trailer von SAG DU ES MIR werfen

Ich kann es Dir nicht sagen…

… warum René grundlos eine ihm fremde Frau von der Brücke schubst. Wie auch? Er kann es sich selbst nicht erklären. Das ist nur eine von vielen Fragen, die in dieser Tragikkomödie offen bleiben.

Aber zurück zum Anfang. Denn wie alles im Leben, beweist auch dieser Film, dass alles eine Frage der Perspektive ist. Der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist bildlich schon auffällig: In der ersten Minute des Filmes werden wir Zeugen des oben erwähnten Angriffs. In einer gnadenlosen Totalen sehen wir weit weg auf einer Brücke, wie eine Person eine andere von der Brücke schubst und dann davon läuft. Es gibt keine Nahaufnahmen, keine Ranfahrt, keine inszenierten Details. Einfach diese eine Perspektive, die neutral ist und nichts verändert. Wie als ob ich von meinem Balkon aus ein Verbrechen beobachtet hätte.

Ab da erleben wir diese selbe Geschichte aus drei Blickwinkeln – immer wieder anders erzählt: Renés unerklärliche Handlung verbindet ihn mit seinem Opfer Silke und ihrer Schwester, die nach 20 Jahren auf Mallorca in die Heimat kehrt, um für ihre Schwester da zu sein. 

Eine psychologisch sehr menschliche Geschichte

Gekonnt und sehr intelligent verwebt Regisseur und Autor Michael Fetter Nathanskys mit jedem Perspektivwechsel die vielschichtige Realität der Ereignisse. Wie ein Puzzle fügt er die Einzelteile zusammen bis klar wird: Es geht nicht um das „Was“ der Geschichte. Es geht um diese Menschen, die aufgefressen vom Alltag, emotional verloren sind. Und dabei ist es egal, ob sie eine gute Jobs haben oder dort vielleicht zu viel Negatives erlebt haben – oder gar die letzten 20 Jahre auf der Sonnenseite des Lebens im schönen Mallorca verbrachten. 

Jeder von ihnen hat Enttäuschungen, Leid und Schmerz erlebt – und offensichtlich nie den Umgang damit gelernt. Alles unter dem Deckmantel des es muss ja weitergehen-Mantras, war richtige Heilung ausgeschlossen. Und am Ende bleibt eine Leere übrig, die sie sich nicht erklären können. Oder im Fall von René eine unausgesprochene Aggressivität. Oder im Falle von Moni der Alkohol, der alles schön weich zeichnet. 

Aber auch diese Filmkritik zeigt nur eine Perspektive: Aufgefordert vom Titel des Films, sag ich Dir meine. Und wenn meine Interpretation jetzt vielleicht analytisch wirkt, hat mir am Ende am besten der Humor des Dramas gefallen. Die meisterhaft eingebauten kleinen Lacher, die nicht im Halse stecken bleiben, sondern die die Schwere dieser tragischen Figuren wieder leichter macht. 

Ich mochte den Film und die Charaktere von SAG DU ES MIR sehr. Filmisch, Schauspielerisch und Erzählerisch gibt es von mir 9 von 10 Punkten. Bravo!

 

SAG DU ES MIR ist seit 15. Oktober 2020 im Kino

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert