Bildrechte © British Broadcasting Corporation and Number 9 Films / Salt Path Limited, 2024 / Steve Tanner

Review zu DER SALZPFAD mit Gillian Anderson

Was würdet ihr tun, wenn ihr euer Haus und eure gesamte geplante Zukunft auf einen Schlag verlieren würdet? Das Ehepaar Raynor und Moth Winn ging wandern. Und diese fast schon Pilgerreise wurde zu ihrer Rettung. Das auf autobiografische Buch darüber wurde 2018 zum absoluten Bestseller. Der gleichnamige Kinofilm startet hierzulande am 17. Juli und ich durfte bereits für euch reinschauen.

Darum geht es in DER SALZPFAD

DER SALZPFAD ist die tiefgründige, wahre Geschichte des Ehepaars Raynor (Gillian Anderson) und Moth Winn (Jason Isaacs) und ihrer über 1000 Kilometer langen Wanderung entlang der wunderschönen, aber zerklüfteten Küste Südwestenglands von Cornwall, Devon und Dorset.

Nachdem sie gewaltsam aus ihrer Heimat vertrieben wurden, fassen sie den verzweifelten Entschluss zu wandern, in der Hoffnung in der Natur Trost und ein Gefühl der Akzeptanz zu finden. Mit erschöpften Ressourcen, nur einem Zelt und ein paar lebensnotwendigen Dingen ist jeder Schritt auf dem Weg ein Zeugnis ihrer wachsenden Stärke und Entschlossenheit. DER SALZPFAD ist eine Reise, die gleichermaßen erheiternd, herausfordernd und befreiend ist. Ein Porträt der Heimat, wie sie verloren gehen und auf die unerwartete Weise wiedergefunden werden kann.

Auf Pilgertour durchs raue England

Die Wanderung der beiden erscheint wie eine Allegorie zur englischen Küste: Kalt, nass und steinig. Als ob das Schicksal Obdachlosigkeit, inklusive Armut nicht reichen würde, baut Moth‘ Gesundheit zudem zunehmend ab. Die Diagnose Corticobasal Syndrome lässt die Strapazen nahezu unmenschlich erscheinen. Als Zuschauer fragt man sich oftmals: hätte es wirklich keinen anderen Weg gegeben?

Warum helfen Freunde, Bekannte oder Familie den beiden nicht aus? Oder wurde hier der eigene Stolz zum Verhängnis und schlicht nicht um Hilfe gebeten? 

DER SALZPFAD erscheint vor allem, als eine Reise ins Innere zu sein. Ray und Moth lernen sich sowohl von ihrem alten Leben zu lösen, als auch zueinander und zu sich zu finden. Ohne zu viel verraten zu wollen, aber der tragische Verlust fungiert letztlich als Katalysator, der das Leben der beiden auf eine neue Bahn lenkt. Und genau das ist der Kern der Geschichte. Die schöne Natur ist lediglich eindrucksvoller Hintergrund.

Betrugsvorwürfe gegen Raynor Winn

Ein Umstand, von dem noch nicht ganz absehbar ist, ob er dem Film jetzt positiv oder negativ zuspielt, ist eine umfangreiche Recherche des Observer, welche am 5. Juli veröffentlicht wurde. Journalistin Chloe Hadjimatheou behauptet darin, dass nicht nur die Krankheitsdiagnose, sondern auch die genauen Hintergründe des Hausverlustes nicht wahrheitsgemäß wiedergegeben worden seien.

Autorin Raynor Winn, die mit dem vermeintlich autobiografischen Roman viel Geld verdiente und ihr Leben zum positiven wenden konnte, soll eigentlich Sally Walker heißen. Sie habe in einem vorherigen Job Geld veruntreut. Der Artikel stellt die Wanderung und deren Details nicht infrage, erweckt jedoch den Anschein, als sei die notgedrungene Pilgerreise viel mehr eine Flucht vor Konsequenzen gewesen. 

Gefährlich sei zudem die Behauptung, dass Moth Winn mit dem Corticobasal Syndrome so lange ohne wesentliche Symptome leben könne. Das Buch könnte den Eindruck erwecken, dass eine Wanderung an der Küste eine gesundheitsfördernde Wirkung gehabt habe und tatsächlich kranken Menschen daher falsche Versprechungen machen.

Raynor Winn räumte mittlerweile ein, dass die Sache mit den beruflichen Fehlern und dem Künstlernamen stimmten, belegte die Krankheit ihres Mannes aber sogar mit Diagnosen diverser Ärzte. Für Zuschauer:innen und Leser:innen bleiben dennoch Fragezeichen offen, wie viel sie dem vermeintlich autobiografischen nun noch abgewinnen können.

Fazit: Finde deine Wahrheit

Letzten Ende muss jeder für sich schauen, aus welchen Gründen er oder sie DER SALZPFAD schaut. Bist du nur für ein wenig gute Unterhaltung, schöne Natur oder Gillian Anderson hier? Dann wirst du mit dem Film auch eine gute Zeit haben. Suchst du aber Inspiration und die Erleuchtung, solltest du diese vielleicht nicht unbedingt nur in einem Film suchen. Zumindest nicht, wenn Realität hierfür maßgeblich ist. Auch fiktive Werke können erleuchtend sein!

Der Buzz, den die Betrugsvorwürfe dem Film gerade jetzt einbringen, muss dabei nichts Negatives sein. Er kann auch gut sein, oder möglicherweise sogar geplant. Wichtig ist, was du draus machst.

Unabhängig von den Vorwürfen, habe ich als UK-Fan die Bilder sehr genossen und direkt Lust auf Wandern bekommen, ob nun mit Existenzangst im Nacken oder bevorzugter weiße ohne.

Und dafür gibt es dennoch solide 7 von 10 Punkten

Bildrechte © British Broadcasting Corporation and Number 9 Films / Salt Path Limited, 2024 / Steve Tanner

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