Irgendwo zwischen Tron und Blade Runner liegt vermutlich die Hexagon Bridge. Der Comic, der als Erstlingswerk von Richard Blake hierzulande bei CrossCult erschien, weist klare Referenzen auf – kennt aber auch seine eigene Identität. Eine trippy, kurzweilige Augenweide.
Darum geht es in HEXAGON BRIDGE
Die Forscher Jacob und Elena Armlen sind in einer seltsamen Paralleldimension gefangen. Sie stecken fest zwischen schwer fassbaren Landschaften, wechselnder Architektur und bösartigen Wesen, die Jagd auf sie machen. Ihre einzige Chance ist ihre hellsichtige Tochter Adley, die mit dem empfindungsfähigen Roboter Staden zu einer waghalsigen Rettungsmission aufbricht.
Eine Welt in der die KI sich kaum an die Menschheit erinnert
Die Dimension von HEXAGON BRIDGE ist ein futuristischer Ort. Ein Ort, der gar nicht so recht greifbar erscheint – allein schon, da es definitiv nicht mal ein richtiger Ort per se ist. Denn Szenarien scheinen sich hier zu materialisieren, wie sie gebraucht werden, zumindest von unseren menschlichen Gehirnen. Die Hauptbewohner der Dimension sind von KI-bevölkerte Roboterkörper. Und ein paar Tiere. An die Menschheit erinnert man sich nur grob.
In dieser Welt sind nun diese beiden Forscher Jacob und Elena von denen man eingangs dachte, dass es um sie geht. Aber irgendwie falsch, denn im Fokus steht viel mehr Adley, und ihr Roboter Staden. Wobei Fokus auch bei den beiden wieder eine waghalsige Behauptung scheint. Fokus scheint hier nämlich genauso so eine vage Angelegenheit zu sein, wie Lokalität.
In kurzen Kapiteln werden die einzelnen Storystränge dabei gerade mal touchiert. Alles wirkt maximal an der Oberfläche gekratzt. Aber immerhin eine schöne Oberfläche!
Fragmentenhafter Epos
Schön anzusehen ist HEXAGON BRIDGE auf jeden Fall. Die futuristischen Szenerien lassen das Herz eines jeden Sci-Fi-Fans in die Höhe schnellen. Aber ich für meinen Teil mag ja auch Inhalt. Und da bin ich hin- und hergerissen. Denn der Comic deutet durchaus an, Inhalte zu haben. Aber so wirklich teilhaben lässt man uns an diesen nicht.
Die Geschichte wirkt wie ein Fragment von etwas Größerem. Ein Prequel, dass du nur etwas zur eigentlichen Hauptstory beiträgt, aber nur schief auf eigene Beinen zu stehen vermag.
Also wie fasst man dazu nun ein Fazit? Wer Sci-Fi-Stories mag, der wird HEXAGON BRIDGE dennoch mögen. Aber die Gefahr besteht, dass man es zu sehr mag und mehr will. Denn all das angekratzte hinterlässt offene Fragen und Interesse an einer Welt, die doch abgeschlossen scheint. Zumindest scheint Blake den Erfolg des Erstlingswerks bisher nicht fortsetzen zu wollen. Dabei kam die in 5 Einzelheften erschienene Reihe international verdammt gut an.
Und wie gesagt, SEHE das auch ich. Aber mir persönlich fehlt hier zu viel. Zu vieles ist nur sooooo seicht angedeutet – ich brauch da einfach mehr. Ich wäre gerne tiefer in diese Welt eingedrungen. Daher kann ich hier nur verhaltene 7,5 von 10 Punkten geben.
HEXAGON BRIDGE von Richard Blake erschien im CrossCult-Verlag für 25 Euro und ist überall da erhältlich, wo es was zum Schmökern gibt!