Eine Hammer-Idee. Ein Funken, das richtige Zündholz – und Boom! Magic! Jetzt noch das richtige StartUp Mindset und auf gar keinen Fall die Tischtennisplatte vergessen! So beginnt SWIPED und erweckt zunächst den Eindruck, hier würde man einfach nur den nächsten coolen Film über richtig erfolgreiche Erfolgsmenschen sehen. Das „Social Network“ dieser Generation. Doch falsch. Denn dann ändert sich alles.
Darum geht es in SWIPED
Inspiriert von der provokanten, wahren Geschichte der visionären Gründerin der Dating-Plattform Bumble erzählt „Swiped“ die Geschichte der frischgebackene College-Absolventin Whitney Wolfe, gespielt von Lily James, die mit außergewöhnlicher Entschlossenheit und Einfallsreichtum in die männerdominierte Tech-Branche einsteigt, um eine innovative und weltweit gefeierte Dating-App (zwei, um genau zu sein) zu entwickeln. Dabei ebnet sie sich den Weg, um die jüngste weibliche Selfmade-Milliardärin der Welt zu werden.
In der Hauptrolle glänzt Lily James als junge Unternehmerin, die mit Mut und Erfindungsgeist in der männerdominierten Tech-Branche eine revolutionäre Dating-App ins Leben ruft. An ihrer Seite sind unter anderem Dan Stevens und Myha’la zu sehen. Regie führte Rachel Lee Goldenberg.
This is not a success story
Der Erfolg der Dating-App Tinder kommt aus dem Nichts und revolutioniert, wie wir heutzutage daten. Whitney Wolfe hat diesen Erfolg maßgeblich mitgetragen. Sie scheint am Höhepunkt des Erfolgs UND hat eine tolle Beziehung am Start. Alles toll, toll, toll, alles…. nunja… Denn wie wir spätestens seit dem Kisscam-Gate wissen, sind Romanzen am Arbeitsplatz meistens nur so lange toll, wie sie anhalten. Und vor allem, wenn ein Machtgefälle eine Rolle spielt, sind sie retrospektiv betrachtet selten eine gute Idee gewesen.
Und man könnte jetzt meinen, als öffentlich benannte Mitbegründerin sollte dieses Machtgefälle hier eher gering ausfallen. Wären da nicht zwei Faktoren: ein Penis, und Tech-Bros. Als Frau kann man da noch so viele Beweise über emotionale Gewalt, Androhungen physischer Gewalt, Belästigung und und und haben. Wenn es drauf ankommt, wird der Boy’s Club zusammenhalten. Und dann nutzen die besten Anwälte nichts. Dann ist recht haben mal wieder nur das. Und eben nicht Recht bekommen.
Das Ende der Beziehung ist nicht der einzige Fingerzeig des Films. Trotz eingangs toller Sozialkultur im Unternehmen und einem Zusammenhalt wie in einer eChTeN fAmiLiE zeigt sich schnell, dass Frauen in einem solchen StartUp weder gesichert sind noch gehört werden. Ihre guten Ideen werden genutzt, wenn sie einen Nutzen haben und bequem sind. Sobald unbequeme Wahrheiten thematisiert werden, werden sie an die Seite gestellt.
Warum ihr SWIPED sehen solltet
Ich gebs zu, ich mindestens dreimal geflennt. Aber ich hatte auch eine gute Zeit. SWIPED schafft den Spagat zwischen Empowerment und YAY! You go girl! und ernsten Themen. Lily James überzeugt in der Rolle smarten, aber auch verletztlichen und vor allem auch fehlbaren Whitney. Die sich ihrer Fehler bewusst ist, und die daran arbeitet sie nicht zu wiederholen.
Der Film beruht auf wahren Begebenheiten, jedoch sind einige davon zu Unterhaltungszwecken abgeändert. Zudem informiert eine Endcard darüber, dass die echte Whitney Wolfe an der Prodution nicht beteiligt war – verweist im gleichen Zuge aber auch auf die weiterhin bestehenden Verschwiegenheitserklärung, welche sie im Rahmen der gerichtlichen Einigung mit Tinder unterzeichnen musste. Sie konnte also gar nicht. Ob vielleicht zumindest Gespräche stattfinden, werden wir zumindest öffentlich nie erfahren. Und das ist auch ok so.
SWIPED ist dennoch keine Fiktion. Das wissen wir. Wir leben ja schließlich alle in dieser Welt, die uns exakt diese Art von Gerechtigkeit jeden Tag vorlebt.
Absolute Guckempfehlung, 10 von 10 Punkten!
SWIPED ist ab dem 19. September 2025 exklusiv auf Disney+ verfügbar.
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