Darum geht’s in DAS LETZTE MAHL
Am 30. Januar 1933, dem Tag von Adolf Hitlers Machtergreifung als Reichskanzler, kommt die wohlhabende und einflussreiche deutsch-jüdische Familie Glickstein zu einem gemeinsamen Abendessen in Berlin zusammen. Die aktuelle politische Lage ist ein großes Thema am Tisch und dabei tun sich überraschende Gräben auf: während die neunzehnjährige Leah ihren Eltern eröffnet, dass sie nach Palästina gehen wird, möchte ihr achtzehnjähriger Bruder mit seinen Freunden zum Fackelzug der Nazis, um der neuen Zeit zu huldigen. So entbrennt ein Streit, der die ganze Familie auseinander reißen kann.
Der Trailer:
Die Filmkritik zu DAS LETZTE MAHL:
Zwölf Tage hat Regisseur Florian Frerichs mit seinen zehn Darstellern in einer alten Villa in Potsdam gedreht – mit kleinem Budget und ohne Filmförderung oder einen TV Sender im Boot zu haben. Das ist eine beachtliche Leistung. Die komplette Ausstattung ist original aus den Dreißigerjahren, das Szenenbild, das Licht und die Kameraeinstellungen ein Traum.
Die Idee, die unterschiedlichen Ansichten einer ausgerechnet deutsch-jüdischen Familie zur Machtergreifung Hitlers darzustellen, gemischt mit dem Problem einer bevorstehenden Pleite, die das Familienoberhaupt insgeheim ohne das Wissen nach außen getragen zu haben, quält, gibt der Geschichte Substanz. Das Ganze als Kammerspiel zu inszenieren, unterstützt die Enge und die Ausweglosigkeit, die damals bereits spürbar und ein Vorbote des Grauens war, das folgte.
Die Dialoge, die durch ihre Steifheit, zumindest in den ersten 50 Minuten wenig wahre Emotionen durchblicken lassen, könnten als Stilmittel so gedacht sein, sicher erklärt sich diese Möglichkeit aber nicht. Dadurch entsteht eine gewisse Zähigkeit, die Spannung nur langsam aufbauen lässt. Ein echter Spannungsbogen lässt sich nicht erkennen. Erlösung kommt nach über der Hälfte des Films, wenn sich Vater und Sohn eine heftige Diskussion zu den Nazis und „Mein Kampf“ liefern. Der Sohn, der unbedingt den Nazis beim Fackelzug huldigen möchte (herausragend und eindrucksvoll verkörpert von Patrick Mölleken) und sich damit letztendlich gegen die Familie entscheidet. Das Ende entlässt den Zuschauer in der Leere und Ausweglosigkeit der damaligen Zeit
Fazit:
So richtig mag der Film DAS LETZTE MAHL nicht greifen, aber er ist sauber gemacht und angesichts seiner hochaktuellen Thematik sehr wichtig.
7/10 Punkten