Filmkritik zum Start von DALÍLAND

Darum geht’s in DALÍLAND

1974 verbringt der 70-jährige Surrealist Salvador Dalí (Ben Kingsley) wie jedes Jahr zusammen mit seiner Frau und Muse Gala (Barbara Sukowa) ein paar Monate in New York. Der junge Galerieassistent James Linton (Christopher Briney ) wird von Dalí gebeten, ihn bei den Vorbereitungen für eine neue Ausstellung zu unterstützen. Und damit führt der Weg direkt in das schillernde DALíLAND, eine von Models, Musik- und Filmstars bevölkerten Welt.

Im Zentrum der alternde exzentrische Künstler Dalí, der alle mit seiner Genialität beeindruckt, und gleichzeitig eine Verletzlichkeit offenbart, besonders in Hinblick auf seine Frau. Während Gala sich in einen aufstrebenden jungen Musical-Star verguckt und ihn großzügig finanziert, riskiert sie damit nicht nur den gemeinsamen Ruin, sondern bringt auch die fast fünfzigjährige Ehe ins Wanken.

Hier könnt ihr einen Blick auf den Trailer werfen:

Wie ich es fand… 

Als absoluter Dalí-Fan konnte ich es kaum erwarten, diesen Film endlich zu Gesicht zu bekommen. Es gibt filmisch gesehen leider nicht so viel über ihn und den Surrealismus, obwohl es einiges zu erzählen gibt. In seinen Gemälden verschwimmen die Dimensionen. Ob es Uhren sind, die wie weicher Camembert zerfließen, Elefanten mit gigantischen Spinnenbeinen und Köpfe aus Pusteblumen. Es gibt nichts, was es nicht gibt in der wunderbaren, unendlichen Welt des DALÍLAND.

Wie er einst sagte:
„Irgendwann wird die Öffentlichkeit zugeben müssen, dass das, was wir Wirklichkeit getauft haben, eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes.“

Ich war bereit, mich vollkommen in die Welt des Salvador Dalí hinein ziehen zu lassen. Nicht mehr Traum, Illusion und Realität voneinander unterscheiden zu können. Was ich bekam, war leider nicht viel…

„Manchmal ist es schwer Dalí zu sein“

DALÍLAND beginnt mit einem Ausschnitt einer Gameshow, in der Leute durch beschreibende Fragen den gegenübersitzenden Prominenten erraten müssen. Ist er Künstler? Ja! Ist er ein Performer? Ja! Ist er Sportler? Ja! Es gibt nichts, was er nicht kann. Ein Alleskönner, der sich immer neu zu definieren scheint. Im restlichen Film nimmt er allerdings das Schaubild der menschlichen Verletzlichkeit ein. Denn der große, prachtvolle Dalí wird hier in dem Endstadium seiner Schaffenszeit gezeigt.

Sein künstlerischer Höhepunkt liegt einige Jahre zurück. Hin und her gerissen zwischen den Erwartungen der Leute und seinen körperlichen Grenzen durch fortschreitende Alterserscheinungen. Hier geht es nicht um die durch und durch idealisierte Figur Dalí, sondern um sein verletzliches Dasein, das wir miterleben können. Wahrscheinlich ganz zum Unmut von der Gala-Salvador-Foundation, die ein Verbot über die Darstellung seiner Kunstwerke ausgesprochen hat.

Der Film wird aus Sicht der fiktiven Hauptfigur James Linton gezeigt. Er dient zum großen Teil dazu, den Zuschauer als stiller Beobachter ins DALÍLAND zu ziehen und ein Fixpunkt in dem Chaos zu sein. Die wilden 70s-Partys mitzufeiern, die exzentrischen Ausbrüche von Dalí und seiner Ehefrau Gala mitzuerleben. Leider ist die Figur zu ungezeichnet und fad, um an ihm wirklich dran bleiben zu wollen. Sodass man regelrecht darauf wartet wieder die komplizierten Dalís sehen zu können.

Die große Antagonistin ist Dalís Ehefrau Gala. Sie wird als geldgierige und nach Jüngeren lüsterne Ehefrau dargestellt. Es gibt kaum liebevolle Momente zwischen Dalí und ihr, sodass man sich fragt, ob es nur Geld und die toxische Abhängigkeit ist, die sie zusammenhält. Wenige Rückblenden geben Auskunft darüber, wie imposant und hingebungsvoll deren Beziehung einst war. Leider nimmt sie hier die Rolle der tyrannischen Ehefrau ein, die ihre Leidenschaft und Aufmerksamkeit lieber einem jungen Star schenkt. Grautöne in der schwarz/weiß dargestellten Muse hätte ihr und dem Film gut getan.

Allgemein kommen die Frauenfiguren nicht gut weg.

Der Film wirkt in der Gänze leider etwas unfokussiert. Es werden interessante Themenstränge angeschnitten, die aber leider dann wieder schnell ins Nichts verlaufen. Der große Alleskönner Dalí, wie er zu Beginn vorgestellt wird, nimmt hier eine sehr konstruierte, leidende Position ein, von dessen Größe kaum noch etwas übrig blieb.

Fazit:

Wenn man ein Biopic Sammler ist und in die Welt der 70s Künstlerszene hineingezogen werden möchte, dann rein da. Mir war DALÍLAND zu wenig, um wirklich in die Begeisterung und den Mythos Dalí hineingezogen zu werden. Das Thema und die Stilrichtung Surrealismus hätten eine Plattform gegeben, sich filmisch etwas zu trauen, mal biografisch etwas anders zu denken. Meiner Meinung hätte das Paar Dalí auch ohne die begleitende Person den Film getragen und dieser wäre damit um einiges spannender gewesen. Aber im Enddefekt wurde daraus ein Abzieh-Biopic, der vor sich hin plätschert und sich nicht von anderen abhebt.

Deswegen gebe ich 5 von 10 Punkte!

Kinostart: 07.09.2023

mit Ben Kingsley, Barbara Sukowa, Rupert Graves, Christopher Briney und Andreja Pejic
sowie Ezra Miller, Alexander Beyer, Avital Lvova

Regie: Mary Harron

Bildrechte: © SquareOne Entertainment

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert