FUCKING BERLIN: INTERVIEW mit Bestsellerautorin Sonia Rossi

Ab dem 6. Oktober gibt es die Bestsellerverfilmung FUCKING BERLIN auf DVD, Blu-ray und VoD.

Autorin Sonia Rossi hat mir Fragen zum Film, über Männer und ihrer Arbeit im Rotlichtmilieu beantwortet. Ob sie wohl ein Geheimrezept für Paare hat … ?

 

Es ist nicht so, dass etwas immer an dir klebt, nur weil du im Rotlichtmilieu gearbeitet hast.

Was war dir bei der Umsetzung des Buches zum Film besonders wichtig?

Es war mir wichtig, dass der t daraus kein Sozialdrama macht, nach dem Motto, das arme Mädchen trifft böse Menschen erlebt ganz furchtbare Erfahrungen. Natürlich waren nicht alle Begegnungen angenehm, aber ich wollte nicht, dass nur auf die Tränendrüse auf billige Art gedrückt wird.

Hast du, als die Geschäfte anfingen schlechter zu laufen, mal überlegt etwas anderes zu arbeiten? 

Habe ich sicherlich. Letztendlich ist man in diesem Milieu gefangen. Zwar zwang mich keiner, in den Puff zu gehen, aber es war wahnsinnig bequem, jeden Tag das Geld bar auf die Hand zu bekommen.  Und dass die Geschäfte schlecht laufen, weiß man ja an dem Tag nicht. Jeden Tag ist anders. Ein Tag verdienst du nichts, am nächsten Tag kannst du auch 400 Euro machen.

War der überwiegende Teil der Männer, die zu dir kamen, in Beziehungen? Und, was glaubst du, warum reden Männer nicht mit ihren Partnerinnen über ihre Fantasien und Wünsche?

Teils, teils. Wobei ich natürlich nichts überprüfen konnte. Wenn jemand erzählte, er sei Single, wusste ich nicht, ob das stimmt. Insgesamt sind viele Männer  mit Prostituierten freier, weil alles anonym ist und sie kein Urteil fürchten. Sie zahlen und haben nichts zu verlieren. Bei der Partnerin haben sie womöglich Angst, sie zu kränken, wenn sie irgendwelche ausgefallenen Wünsche äußern.

Bei Stammgast Wolfgang wusste die Ehefrau ja Bescheid, habe ich gelesen. Denkst du, dass offene Beziehungen das neue Beziehungsmodell werden sollten?

Theoretisch: Ja. Praktisch ist das schwierig. Die beiden waren im Prinzip Freunde, deswegen funktionierte dieses Modell so gut. Das bekommen aber die wenigsten hin. Viele Frauen wären dann eifersüchtig oder verletzt. Weil viele noch an die romantische Liebe glauben, die für immer hält und wo beide Partner bis zum Tod treu sind.  Das klappt zwar oft genug nicht, aber von der Vorstellung verabschieden kann man sich doch nicht. Dann wird lieber gelogen und die Fassade aufbewahrt, um den anderen nicht zu kränken.

Welche Tipps oder Erfahrungen möchtest du an Frauen/Männer weitergeben?

In einer langjährigen Beziehung die Sexualität nicht zu vernachlässigen, auch wenn es schwer ist. Aber letztendlich bin ich auch nur eine normale Frau, die in einer langjährigen Beziehung lebt. Das Geheimrezept habe ich auch nicht.

Im Film sagt Sonia, ihr habt zwar falsche Namen aber echte Seelen in der Gemeinschaft der „OASE“. Was machte es für dich so schwierig, außerhalb der Oase du selbst zu sein und warum warst du lieber Mascha als Sonia?

Ich war nicht lieber Mascha als Sonia. Aber es ist schwer, dreimal die Woche die Rolle zu wechseln. Du bildest dir ein, dass du die Erfahrung im Puff dort lassen kannst, wenn deine Schicht zu Ende ist, aber das ist nicht so einfach. Und meine Freunde, die ein normales Leben führten und normale Jobs hatten, waren für mich auf einem anderen Planet.

Können Frauen Sex und Liebe genauso gut trennen wie Männer?

Manche schon, manche nicht. Und nicht alle Männer können Sex und Liebe trennen.

Es ist dein Lebensweg und dieser hat dich zu der Frau gemacht, die du heute bist. Mit dem Wissen von heute, welchen Rat würdest du deinem damaligen Selbst geben?

Ich würde mir selbst raten, geduldiger zu sein. Damals verzweifelte ich öfters an Kleinigkeiten. Aber mit Mitte 30 ist man da weiter.

Berlin lockt mit Freiheit und Vielfalt. Wo siehst du die größten Chancen und Risiken?

Es leben hier Menschen auf der ganzen Welt, die Offenheit ist enorm. Es gibt sehr viele Szenen, man kann alles sein. Aber die Stadt ist auch anonym, gerade wenn man einer Kleinstadt kommt. Und man kann sich selbst verlieren.

Was wurdest du noch nicht gefragt, möchtest es aber gerne noch loswerden?

Es ist nicht so, dass etwas immer an dir klebt, nur weil du im Rotlichtmilieu gearbeitet hast. Viele Menschen machen diese Erfahrungen. Aber ich lebe heute ein völlig normales Leben und bin weder traumatisiert, noch kann ich Männer nicht vertrauen. Und an das, was damals war, denke ich kaum noch. So etwas wird einer ehemaligen Prostituierten immer aber unterstellt.

Ganz lieben Dank, Sonia Rossi, für das offene Interview!

– Melly

Wir haben noch mehr FUCKING BERLIN für euch!

Hier das Interview mit Hauptdarstellerin Svenja Jung, meine Review und vergesst unser Gewinnspiel nicht. 😉

Kommentar hinterlassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert