Lesetipp: Emilia Clarke’s Comic MOTHER OF MADNESS

Mit MOM – MOTHER OF MADNESS erschien bei Carlsen Comics jüngst der Debütcomic der einstigen Mother of Dragons – Daenerys Targaryen,First of Her Name, Queen of Meereen, Queen of the Andals and the Rhoynar and the First Men, Lord of the Seven Kingdoms, Protector of the Realm, Khaleesi of the Great Grass Sea – also Emilia Clarke halt. Ich hab mal reingelesen!

Darum geht es in MOM – MOTHER OF MADNESS

Als großer Comicfan hat Emilia Clarke zusammen mit Marguerite Bennett und Leila Leiz ihren ersten eigenen Comic „M.O.M.: Mother of Madness” vorgelegt. „Ich wollte etwas erschaffen, bei dem es im Kern um die Kraft des weiblichen Wesens geht, um die magische Brillanz dessen, was wir als Frauen unsere Identität nennen dürfen“, so Emilia Clarke im Vorwort zu MOM. Zusammen mit ihrer Co-Autorin Bennett und der französischen Zeichnerin Leiz erzählt sie – poppig, grell, quirlig und selbstbewusst – von der jungen Wissenschaftlerin Maya. Als alleinerziehende Mama muss sie nicht nur zwischen Job und Familie aufteilen, sondern auch noch ein drittes Standbein in den eh schon vollen Tag unterbringen muss: Superheldin. Nachts lässt sie als M.O.M. – Mother of Madness – die Unterwelt erzittern – allerdings nur, wenn der Babysitter nicht abspringt …

Alle sind ein paar zu viel?

Poppig, grell – zwei Wörter, die man sich im Zusammenhang mit MOM – MOTHER OF MADNESS definitiv merken sollte. Denn die Story ist zunächst, wie sagt man im Englischen so schön, all over the place. Zwar führt einen Maya in bester Deadpool-killte-die-Fourth-Wall-Manie durch ihre Geschichte, aber zunächst wirkt alles vor allem eins: viel. Wie Bennett im Vorwort selbst noch sagt: „Mir war es unheimlich wichtig, dass dieses Buch Frauen überall einschließt – trans und cis, queer und hetero, privilegiert und unterdrückt, von jeder Herkunft und Ethnie, jeder körperlichen Form und Fähigkeit, weltweit.“

Und liebe Marguerite, da bin ich voll bei dir! Aber Individualismus und gleichzeitig ALLE einschließen, lassen sich leider nur bedingt gut kombinieren. Irgendwo muss man Abstriche machen. Das ist jetzt gar nicht böse gemeint, wobei es sicher Leute gäbe, die was daran zu meckern hätten, dass die Heldin trotzdem eine weiße, schlanke, schöne Frau ist. Aber dieses grundlegenden Problems scheint man sich wenigstens bewusst, und benennt sie direkt und ironisch zur Heldin des weißen Feminismus.

Das einzige kleine Problem, was für den vorliegenden Comic daraus erwächst, ist nun, dass all diese Faktoren, für ein 160-Seiten Buch einfach etwas viel sind. Das lässt die ansonsten relativ geradlinige Haupthandlung etwas voll und unnötig komplex erscheinen.

Ich liebe den Umstand, dass Maya sich vorstellt mit „29, alleinerziehend, Schulabbrecherin, Chemie-Ingenieurin, Teilzeit-Sexarbeiterin, Thai-Food-Junkie und eine biologische Laune der Natur“ – allein das bietet schon unglaublich viel Identifikationsfläche für viele Personen. Aber bis auf eine kurze Erwähnung ihres Fußfetisch-Foto-Onlinehandels und dessen Hürden als Person mit Tattoos, spielt beispielsweise dieser Aspekt ihres Lebens keine wirklich relevante Rolle. Daher wirkt es einfach ein wenig voll und als wollte man künstlich, maximal viele Personengruppen ansprechen. Auf Teufel komm raus.

Doch zum Inhalt

Im Gegensatz zu den verschiedenen bodenständigen Identitäten die Hinzi und Kunzine ansprechen sollen, hebt sich die Haupthandlung maximal von der Realität ab. Nicht aber, ohne dabei doch Aspekte der Realität auf maximal absurde Weise zu überspitzen. Jeder Mutter kennt das Problem: Schule so. Eher weniger kennen „Schule wegen heroinabhängigen Waschbären“. Jede Frau kennt das Hormonchaos rund um die Menstruation – eher wenige (leider) entwickeln im Zusammenhang damit Superkräfte.

Und hier liegt die Stärke von MOM – MOTHER OF MADNESS: Die Fähigkeiten von Maya sind überspitzt, aber sie basieren auf Nahbarem. Wir bluten aus wie atze und erledigen dennoch den Haushalt, Einkauf, einen bis mehrere Jobs, kümmern uns um die Kinder und retten insgeheim, ganz nebenbei, die Welt. Seien wir mal ehrlich: Welcher gottverdammte Mann könnte das? Ihr krepiert doch alle schon an nem Papercut.

 

Unsere Superkräfte liegen im Alltäglichen und werden genau deswegen oft als ganz normal abgetan. Wir leisten schon an normalen Tagen übermenschliches, umso mehr an den Tagen an denen wir ganz beiläufig vor uns rum ausbluten. Und mit einem Verständnis über ihre Fähigkeiten und dank der Erziehung ihrer Eltern, setzt bei Maya der Drang ein, diese Kräfte für das Gute einzusetzen. So wird sie zur Rächerin, die nebenbei noch buchstäblich den Tag rettet.

Mein Fazit

Der Debütcomic von Emilia Clarke ist ein echter Überraschungshit. Clarke hatte bis vor ein paar Jahren selbst kaum Berührungspunkte mit Comics. Das brachten erst ihre Rollen und die damit einhergehenden Pflichtküren auf diversen Comic Cons. Dort entwickelte sie eine Liebe für das Genre, und die Menschen dahinter. Aber auch in der unfassbar weitreichenden Comicwelt gibt es weiterhin Defizite. Die letzten Jahre haben da viel geändert und brachten Comics für jede Art von Leser:in hervor – von jeder Art von Autor:in! 

Und ähnlich wie auch Clarke erst vor kurzem an Comics herangeführt werden musste, kann MOM – MOTHER OF MADNESS jetzt vielleicht auch helfen weitere Frauen an dieses wunderbare Medium heranzuführen. Deswegen ist MOM nicht nur mein Lesetipp für euch, sondern vielleicht auch mein Geschenktipp für den anstehenden Muttertag (14.5.)! Schenkt diesen Comic einer Superheldin in eurem Leben, schenkt in euch selbst, schenkt in eurer Mutter, schenkt ihn der alleinerziehenden Mutter aus der Nachbarschaft, die Tag für Tag alles alleine wuppt!

Die eigentliche Story bewegt keine Welten, aber sie sorgt für viel Repräsentanz und sie gibt Frauen und weiblich gelesenen Personen ein gutes Gefühl. Und am Ende ist das doch das wichtigste: Dass man sich nach dem Lesen denkt, Mensch, das war eine schöne kleine Realitätsflucht. Dafür gebe ich gute 8 von 10 Punkten!

MOM – MOTHER OF MADNESS von Emilia Clarke, Maguerite Bennett und Leila Leiz erschien im Carlsen Comics Verlag und ist für 23 EURO überall da erhältlich, wo es was zum Schmökern gibt!

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