Sein oder Nichtsein? Review zu „MACBETH“ (ab 29. Oktober 2015 im Kino)

Zum Inhalt:

Schottland im Mittelalter. Nach einer siegreichen Schlacht beginnt der unaufhaltsame Aufstieg des machthungrigen Heerführers Macbeth (Michael Fassbender). Verführt von einer mysteriösen Prophezeiung und angetrieben von seiner ehrgeizigen Frau (Marion Cotillard), ermordet Macbeth seinen König Duncan (David Thewlis) um selbst den Thron von Schottland zu besteigen. Sogar seinen treuen Freund und Mitwisser Banquo (Paddy Considine) lässt er beseitigen. Doch je brutaler seine Schreckensherrschaft wird, desto mehr plagen Macbeth und seine Frau die Dämonen ihrer Schuld. Als sich Duncans Sohn Malcolm (Jack Reynor) mit Macbeths größtem Widersacher Macduff (Sean Harris) verbündet und eine Armee gegen den Tyrannen versammelt, wendet sich das Blatt.

Der Königsmörder und seine machtgierige Frau: Kaum ein Werk fasziniert seit Jahrhunderten so wie Shakespeares Tragödie vom Aufstieg und Fall Macbeths. Von den Produzenten des weltweiten Kinohits „The King’s Speech“ kommt eine opulente und düstere neue Verfilmung, in welcher der Oscar-Nominierte Michael Fassbender („X Men“, „Shame“) und Oscar-Preisträgerin Marion Cotillard („Der Geschmack von Rost und Knochen“, „La vie en rose“) das wohl berühmteste Tyrannenpaar der Weltliteratur auf atemberaubende Weise neu interpretieren. In den weiteren Rollen brillieren einige der renommiertesten britischen Schauspieler: David Thewlis („Harry Potter“) als Duncan, Paddy Considine („Pride“) als Banquo, Jack Reynor („Transformers 4 – Ära das Untergangs“) als Malcolm und Sean Harris („Prometheus – Dunkle Zeichen“) als Macbeths ultimativer Gegenspieler Macduff. Regie führt Justin Kurzel, der 2011 mit seinem Film „Die Morde von Snowtown“ erstmals Aufsehen erregte und 2015 „Assassin‘s Creed“ verfilmen wird.

FAZIT

Ich bin zwiegespalten, das eine Teufelchen brüllt mir, „genial, Meisterwerk“ in meinen linken Gehörgang, während das Teufelchen auf der rechten Seite rummault und mir Worte wie „Fehlbesetzung, nicht gut genug, vertane Chance“ ins Ohr bläst. Einerseits, bewundere ich den Regisseur Justin Kurzel dafür, dass er die Eier hatte, Shakespeares Macbeth quasi einmal komplett zu zerlegen und zu einem wilden, dreckigen, apokalyptischen Schlachtfest neu zusammenzufügen. Dafür: Hut ab! Andererseits stört mich, dass das Erzählen der Geschichte oft übereilt und hektisch wirkt. Vor allem der Sprung von Macbeth, dem unbarmherzigen Soldaten, zum trauernden Vater – bis zu Macbeth, der gefühlt, von einer Sekunde zur nächsten machtgeil mal eben den amtierenden König killt, um selbst den Thron zu besteigen, DAS funktioniert so für mich NICHT.

Was ich erwartet hätte ist, das sich diese Verwandlung langsamer vollzieht, das man quasi miterlebt, wie die Dämonen in Macbeth immer und immer stärker werden und am Ende die blutige Oberhand gewinnen. Vor allem mit einem Hauptdarsteller, der Michael Fassbinder heißt, der geradezu prädestiniert ist, diese Rolle mit Raum zu füllen. Er ist, mit Verlaub, GRANDIOS! Der größte Schwachpunkt dagegen ist für mich die Besetzung von Marion Cotillard als Lady Macbeth. Sie bleibt während des ganzen Films blass, verschwindet fast vollkommen hinter Fassbenders enormer körperlicher wie schauspielerischer Präsenz. Und da sie eigentlich die perfide, treibende Kraft hinter Macbeths Machtgelüsten auf den Thron ist, funktioniert hier für mich der Film eben NICHT. Für mich war Lady Macbeth immer eine enorm starke, machtbesessene Frau, die großen Einfluss auf ihren Mann ausübte, all das kam in dieser Adaption des Stoffes nicht im Geringsten rüber.

ABER, trotz dieser Schwächen, hat der Film eine solch rohe, wilde Kraft, daß er mich nicht losgelassen hat, was zu einem Teil auch an der Visualität und den Kostümen liegt, zudem ist der Rest der Cast excellent besetzt. Die Bilderwelt ist gewaltig und besitzt eine apokalyptische Eindringlichkeit, die mich an Kurosawa’s „Ran“ und vor allem an Nicholas Winding Refn’s „Valhalla Rising“ erinnert haben. Und natürlich schwirren automatisch die Worte „Game of Thrones“ durch meinen Kopf. Zu verdanken ist dies in großen Teilen Adam Arkapaw (u.a. „Top of the Lake“ & „True Detective“), der für die Cinematographie verantwortlich war, dem großartigen Score von Jed Kurzel und den wunderbaren Kostümen von Jaqueline Durran.

 

Fazit: Mutig, gut, aber nicht so gut, wie der Filme hätte sein können.

7/10

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