Filmkritik zum Start von PAIN HUSTLERS

Neu auf Netflix: In PAIN HUSTLERS nimmt eine Arbeitslose eine Stelle bei einem erfolglosen Pharma-Start-up an, um mit ihrer Tochter über die Runden zu kommen. Dort wird sie in gefährliche kriminelle Machenschaften verwickelt.

Darum geht’s… 

Liza Drake (Emily Blunt) ist eine alleinerziehende Mutter, die gerade ihren Job verloren hat und mit den Nerven am Ende ist. Durch eine Zufallsbegegnung mit dem Pharmareferenten Pete Brenner (Chris Evans) kommt sie zwar wirtschaftlich wieder auf einen grünen Zweig, gerät dabei jedoch in ein ethisches Dilemma, da sie immer tiefer in gefährliche kriminelle Geschäfte verstrickt wird.

Ihr Boss (Andy Garcia) wird immer unberechenbarer, der Gesundheitszustand ihrer Tochter (Chloe Coleman) verschlechtert sich und sie wird sich immer mehr der verheerenden Folgen bewusst, die das Unternehmen verursacht. Ganz klar: Liza muss ihre Entscheidungen überdenken. PAIN HUSTLERS zeigt, was manche Menschen aus Verzweiflung und andere wiederum aus Profitgier tun würden.

Hier könnt Ihr einen Blick in den Trailer werfen…

Meine Review zu PAIN HUSTLERS will ich gerne The Good, The Bad And The Pretty betiteln!

Inspiriert von einem Artikel der New York Times von Evan Hughes, der später zu einem Buch wurde, erzählt der Film die Geschichte eines maroden Pharma-Start-ups, das von einem exzentrischen Erfolgsmenschen geführt wird.

Emily Blunt spielt Liza, eine clevere alleinerziehende Mutter, die aufgrund ihrer Lebensumstände in einem Stripclub arbeitet. Dort trifft sie auf Pete, der von ihr angezogen ist und ihr einen Job anbietet. Zu seiner Überraschung nimmt sie sein Angebot an und beginnt sich in ihrer Rolle zu bewähren. Sie sticht konkurrierende Vertriebsmitarbeiter aus – und es gelingt ihr Ärzte zu überreden, ein Schmerzmittel mit Fentanyl zu verschreiben. 

The Good… 

Emily Blunt brilliert in PAIN HUSTLERS, sie liefert durchweg eine herausragende Leistung. Es ist tatsächlich schwer, den Blick von ihr abzuwenden. Ich finde, in diesem Netflix-Film strahlt sie in ihrer besten Hollywood-Star-Manier.

Als eine der besten und vielseitigsten A-Listerinnen unserer Zeit ist es frustrierend, dass Blunt nicht oft Gelegenheit hat, ihr Talent voll auszuspielen. Selbst in OPPENHEIMER verkommt sie zur Staffage , obwohl sie sie sich bemüht das Beste aus der Rolle der „Ehefrau“ rauszuholen. Dabei hat sie zuletzt in der Serie THE ENGLISCH bewiesen, was für eine hervorragende Schauspielerin sie ist! 

The Bad… 

Die Stärken des Films liegen in der schonungslosen Darstellung eines amerikanischen Systems, das zu viel Kontrolle über das Wohlbefinden der Menschen denjenigen überlässt, die sich wenig darum kümmern. Emily Blunt erinnert an eine moderne Erin Brockovich, die sich mit Klasse und Intelligenz in die Ärztezimmer schleicht und dabei sowohl ihr Äußeres als auch ihre Empathie, ihre Wortgewandheit und ihren Humor einsetzt.

Aber Blunts Charisma ist  sowohl ein Segen als auch ein Fluch für Regisseur David Yates, denn er selbst ist kein Soderbergh und der Film bewegt sich nie mit dem gleichen Selbstbewusstsein wie sie. Die visuelle Präsentation wirkt teilweise unentschlossen und flach. Der Versuch, schwarz-weiße dokumentarische Interviews mit den Charakteren zu kombinieren, ist ebenfalls misslungen und trägt wenig zur filmischen Qualität bei.

An dem Punkt als das Unternehmen absteigt, geht es auch mit dem Film bergab. Das Drehbuch wird im Laufe der Handlung immer schwerfälliger. Obwohl das Ausmaß der Opioid-Epidemie zweifellos schockierend ist, gelingt es dem Film nicht das filmisch zu transportieren. Der Film verspricht viel, liefert jedoch am Ende weniger, als man erhofft.

And the Pretty…!

Ein bemerkenswerter Aspekt von PAIN HUSTLERS ist die Verwendung von Mode, um die Entwicklung von Emily Blunts Charakter Liza Drake zu verdeutlichen. 

Zu Beginn des Films ist Liza eine alleinerziehende Mutter, die in der Tanzbranche arbeitet. Natürlich spiegeln ihre Outfits ihre bescheidenen Wurzeln wider. Im Laufe der Handlung imitiert sie den Stil anderer erfolgreichen Pharma-Vertriebsmitarbeiter bis sie ihren eigenen fast ikonischen Stil kreiert. Liza ist buchstäblich gekleidet, um zu beeindrucken.

Die Kostümbildnerin Colleen Atwood, die für die Garderobe des Films verantwortlich war, sprach mit PEOPLE über die Zusammenstellung von Liza Drakes Outfits – und beschreibt Lizas modischen Entwicklung. Zu Beginn führte Liza ein einfaches Leben, in dem Kleidung keine Priorität hatte. Sie trug Alltagskleidung und Secondhand-Stücke. Im Laufe der Handlung adaptiert sie jedoch den Stil der erfolgreichen Pharma-Vertriebsmitarbeiter, und beginnt später ikonische Designerkleidung zu kaufen. So ergibt sich eine dreistufige Entwicklung in ihrem Charakter.

Es ist interessant zu beobachten, wie Liza sich im Laufe der Geschichte entwickelt, sowohl in Bezug auf ihre Garderobe als auch auf ihre Persönlichkeit. Das Kostümdesign trägt dazu bei, diese Transformation auf visuelle Weise darzustellen. Kurzum: Die Mode spiegelt nicht nur Liza Drakes äußere Veränderung, sondern auch ihre innere Transformation wider. Emily Blunts Schauspielkunst trägt dazu bei, diese Entwicklung glaubhaft darzustellen.

Fazit

Obwohl PAIN HUSTLERS einige faszinierende Momente bietet und Emily Blunt in Bestform präsentiert, kann der Film als Ganzes nicht mit ihrer Leistung mithalten. Die Geschichte schwankt zwischen den Höhen und Tiefen. Die visuelle Umsetzung bleibt zurück. Der Film kann sich nicht entscheiden, was er sein will – und ist am Ende zu viel und doch nicht genug.

Trotzdem ist der Film eine interessante Auseinandersetzung mit den dunklen Seiten der Pharma-Industrie und einer Frau, die sich in dieser Welt behauptet. PAIN HUSTLERS ist ein solider Film, der aber nicht das volle Potenzial seiner beeindruckenden Hauptdarstellerin ausschöpft. 

Da er mich trotzdem unterhalten hat und mir gefallen hat, wie die Mode fast als eigener Charakter eine Story erzählt, gebe ich 6,5 von 10 Punkten. 

Regie: David Yates
Drehbuch: Wells Tower
Produzenten: Lawrence Grey, David Yates
Besetzung: Emily Blunt, Chris Evans, Catherine O’Hara, Chloe Coleman, Jay Duplass, Brian D’Arcy James, Amit Shah und Andy Garcia
Laufzeit: 2h 2m
Genres: Krimi, Drama, Comedy
Seit 27. Oktober 2023 auf Netflix!

Bildnachweis: Brian Douglas/Netflix
Copyright © 2023 Netflix, Inc.

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