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Interview mit Kate Winslet zu THE REGIME

Seit wenigen Tagen könnt ihr die erste Folge der neuen HBO Serie THE REGIME auf Sky Deutschland und bei WOW schauen. Im Vorfeld zur Veröffentlichung durfte ich mit der großartigen Kate Winslet über die neue Serie sprechen. Hier erfahrt ihr spannende und witzige Hintergründe zu THE REGIME!

Unser Interview mit Hollywood-Legende Kate Winslet

Serieasten.TV: Stephen Frears sagte in einem anderen Interview, dass du großen Einfluss auf die Ausgestaltung der Rolle der Elena hattest. Welche Aspekte konkret gehen dabei auf dich zurück?

Kate Winslet: Genau genommen war Elena ein Gemeinschaftsprojekt. Wir haben ein großes Team an Autoren, welche viel Rechersche und Vorarbeit gemacht haben um dieses fiktive Land irgendwo in Zentraleuropa uu erdenken. Das gab uns als Schauspielern aber noch eine große Freiheit unsere Rollen in die absurdesten und aberwitzigsten Richtungen weiterzudenken.

Mein Job, in der Rolle dieser weiblichen Diktatorin, war es vor allem, den echten Menschen hinter der Maske zu kreieren. Wichtig war mir dabei vor allem, dass ihr gesamtes Auftreten, ihr Styling, als nahezu „zu perfekt“ wahrgenommen würden. Sie sollte auf gewisse Weise unangenehm wirken, wie jemand, bei dem man das Gefühl hat, dieser Person auf keinen Fall trauen zu können.

Und im Kontrast zu diesem absurd perfekten Äußeren, gaben mir dann Szenen, wie beispielsweise jene im Mausoleum, als Elena mit ihrem toten Vater spricht, die Möglichkeit ihre Hintergründe zu beleuchten: Ihre Kindheit, ihr Trauma. Und dieses Trauma spiegelt sich natürlich in dem wider, wie sie im Hier und Jetzt auftritt. Sie ist innerlich klein und verletzlich, deswegen gibt sie nach außen rau und furchtlos. Aber als Zuschauer:in weiß man, dass das alles nur eine Bewältigungsstrategie ihres Traumas ist.

Kate Winslet: „Mir war es wichtig, die Person hinter der Attitüde zu zeigen“

THE REGIME ist eine politische Satire. Was ist die Message der Serie? Gibt es beispielsweise Anlehnungen an reale Entwicklungen?

Eine Sache, die mir am Drehbuch zu THE REGIME sehr gefallen hat, war, dass es völlig unabhängig von den Darstellungen der realen Welt ist. Die Serie spielt in einer komplett fiktiven Welt, losgelöst von der Geschichte unserer Welt. Es hat weder dokumentarische Elemente, noch gibt es irgendwelche echten historischen Begebenheiten wider. Stattdessen handelt es sich schlicht und ergreifend um eine geopolitische Satire.

Und als solche ist es nur verständlich, dass Zuschauer:innen daraus für sich mitnehmen, was auch immer sie am ehesten anspricht. Für mich war das der Umstand, dass es sich um eine weibliche Diktatorin handelt. Mir war es wichtig zu zeigen, wer genau die Person hinter der Attitüde ist. Wir haben dabei versucht, mit sehr viel schwarzen Humor ihre wahnhafte Seite zu betonen. Aber auch ihre Unsicherheit. Man sollte als Zuschauer:in ebenso unsicher sein, was sie wohl als Nächstes tun würde.

Statt politischer Realität zeigen wir viel mehr menschliche Realität. Diese Frau, die ihr Kindheitstrauma mit sich herumschleppt und weiterhin die Bestätigung ihres Vaters sucht, auch nach seinem Tod noch. Das ist eigentlich so absurd, dass man sich fragt, wie jemand so etwas geschrieben haben kann. Aber mein Job als Schauspielerin war es letztlich dieses Geschriebene zu nehmen und es nach dem besten meiner Fähigkeiten möglichst interessant wiederzugeben. Und, wie ich hoffe, doch auch ein wenig witzig.

Elenas Sprache soll Unsicherheit auslösen

Elena spricht mit einem sehr merkwürdigen, nahezu affektierten Akzent, welchen ich nirgendwo so recht zuordnen konnte. Wie kam dieser zustande? (Anmerkung der Redaktion: bezieht sich auf die englische Fassung)

Die Wahl der Akzente war eine sehr bewusste. Wir wollten dafür sorgen, dass man keinen der Charaktere einem bestimmten Land oder einer Region genauer zuordnen konnte. Um das zu ermöglichen, wurde beispielsweise allen Darstellenden angeboten, ihren eigenen Akzent einzubringen. Auf diese Weise hört sich die Sprache, die man innerhalb dieser Palastwände hört, letzten Endes wie eine bunte Mischung aus allen Ecken der Welt an.

Ganz konkret auf Elena bezogen war mir, wie gesagt, die Darstellung ihrer übertrieben perfekten Fassade sehr wichtig. Und ein Teil dieser Fassade ist auch ihre Art zu sprechen. Ihre Erziehung unter dieser, nach allem, was wir wissen, sehr unangenehmen Vaterfigur haben ihre Kindheit geprägt, ihre Art sich zu geben. In allem, was sie tut, versucht sie diese starke Fassade zu halten, um über ihre eigentliche Unsicherheit hinwegzutäuschen. Sie ist die mächtigste Person in diesem Land, aber tief drinnen, fühlt sie sich niemals je wirklich sicher. Diese Probleme sind aber vor allem mentaler Natur.

All diese Informationen über ihre Art und ihre Psychologie flossen also mit in Entstehung ihrer Sprache ein. Ihre Sprache soll ihre Unsicherheit ausdrücken, indem sie Unsicherheit bei den Zuschauer:innen auslöst.

Zog Kate Winslet Inspiration aus dem Brit-Klassiker „Fawlty Towers“?

Bei THE REGIME handelt es sich um eine düstere, politische Satire. Wie hast du die Balance zwischen Humor, Politik und Satire gefunden?

Bei einer Show wie dieser kann man nicht nur auf Humor setzen. Vor allem bei einer so surrealen Protagonistin wie Elena. Mein Hauptanliegen war nicht wie John Cleese in „Fawlty Towers“ rüberzukommen. Das heißt nicht, dass Cleese in dieser Rolle nicht absolut brillant war. Aber wer „Fawlty Towers“ kennt, weiß, dass man hier die ganze Zeit Bedenken hatte, es würde gleich etwas Schlimmes passieren. Das kann beängstigend, und auch anstrengen für das Publikum sein.

Mit Elena wollte ich versuchen diese Tradition von John Cleese fortzuführen, aber ich konnte das dem Publikum nicht gleich in Episode 1 auftischen. Stattdessen musste ich sie an die Hand nehmen um Elenas Wesen nach und nach zu verstehen. Sodass am Ende, in Folge 6, hoffentlich eine Art Verständnis für ihre Art zu denken und die Welt zu sehen vorhanden ist. Es war mir wirklich wichtig dem Publikum zu zeigen, woher ihre Unsicherheit kommt. Warum sie sich nie sicher, geradezu paranoid fühlt, warum sie derartige Sorgen um ihre Gesundheit hat, warum sie sich so gibt wie sie es tut.

Unsere Aufgabe als Schauspieler ist es, die Charaktere zu erforschen

Es gibt in der Weltpolitik aktuell eindeutig zu wenige weibliche Führungskräfte. Elena Vernham ist nun alles andere als ein gutes Vorbild. Hat dieser Gedanke die Art und Weise wie du Elena spielst beeinflusst?

Oh nein, so darf man einfach nicht denken, wenn du als Schauspielerin, die die Rolle einer absolut erfundenen weiblichen Diktatorin spielen sollst, die vollkommen wahnhaft ist und in ihrer eigenen Welt lebt. Mein Job ist es lediglich, das, was auf dem Skript steht, mit Leben zu versehen. Zu unserem großen Glück hatte das Autor:innen-Team die Geschichte bereits zu einem Abschluss gebracht, bevor wir das Skript lesen konnten.

Für uns als Schauspieler bedeutet das, dass die Handlung final ist, und wir uns ganz auf die Erforschung unserer Charaktere stürzen können. Für mich und Elena bedeute das vor allem die Figur hinter der Maske zu entdecken und mit Leben auszufüllen. Nur so kann die Elena, die wir in THE REGIME sehen, so absurd erscheinen wie sie es tut. Sie soll absurd sein, sie soll falsch wirken. Wie eine Person, der du nichts glauben kannst, bei der die nie weißt, was sie als Nächstes anstellt

Vielen Dank für das Gespräch!


Wenn ihr jetzt noch wissen wollt, wie Beate und ich THE REGIME fanden, dann hört HIER doch mal in unseren Podcast Das SerienSprechzimmer zur Serie rein!

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