Nochmal Kind sein und die Welt mit unvoreingenommenen Augen sehen. Das ist JETZT möglich. Dank Riad Sattouf, dem Autoren von ESTHERS TAGEBÜCHER. Esther ist 10 und stellt genau die richtigen Fragen: Was ist eigentlich Juuuhporn? Warum hab ich kein iPhone? Ist mein Bruder eigentlich blöd? Zeichner und Autor Sattouf gibt die Erlebnisse der zehnjährigen ungefiltert aufs Blatt weiter. Ein wunderbarer Exkurs in die kindliche Gedankenwelt.
Zum Inhalt von ESTHERS TAGEBÜCHER
Esther gibt es wirklich (allerdings unter anderem Namen): Regelmäßig vertraut die Tochter eines Freundes Riad Sattouf ihre Erlebnisse, Gedanken und Wunschträume an. Lustig, berührend und zuweilen schmerzhaft, ist Esthers Tagebuch konsequent aus kindlicher Sicht erzählt und hält unserer Gesellschaft einen Spiegel vor.
ESTHERS TAGEBÜCHER ist ein auf zehn Jahre angelegtes Projekt, mit dem Riad Sattouf Esthers weiteren Lebensweg begleitet. Bisher sind bei Reprodukt die Bände 1-4 erschienen, welche Esthers Leben zwischen 10 und 13 Jahren begleiten. Ich hatte Band 1 (Mein Leben als Zehnjährige) als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen.
Meine Meinung zu ESTHERS TAGEBÜCHER
Die jeweils einseitigen Comic-Strips erschienen als wöchentliche Episoden im französischen Magazin L’Obs. Jede Seite erzählt dabei kurze Ereignisse aus Esthers Leben. Sei es ein neuer Künstler der grad hip ist, eine neue Lehrerin, der erste Kuss, oder Streit mit den Freundinnen. Sattouf gibt diese Ereignisse ungefiltert und unverblümt weiter – ganz als ob man wirklich im Tagebuch einer zehnjährigen schmökern würde.
Richtig spannend wird das sicher erst durch die Nachverfolgung über mehrere Jahre. Vergleichbar mit dem Film BOYHOOD wird hier ein Kind über mehrere Jahre konsequent begleitet und ein schönes Bild der Entwicklung zeichnet sich ab. Im Gegensatz zum Film, hat Esther aber den deutlichen Vorteil der Anonymität. Sie kann mit einigen Jahren Abstand diese Comics ansehen und sich darüber (hoffentlich) freuen, ohne von irgendwelchen Vollpfosten für etwas, dass sie mit 10 gesagt hat, aufgezogen zu werden. Sie hat diese Zeitmaschine geschenkt bekommen mit der nicht nur sie, sondern auch wir uns zurück in eine zehnjährige versetzen können.
Viele Ansichten die sie mit ihren jungen 10 Jahren zum Ausdruck bringt werden sich über den Verlauf der Bände wahrscheinlich gravierend ändern. Jungs bleiben schließlich nicht immer doof (wobei…). Zu vielem hat Esther bisher nur eine kindlich naive Ansicht, doch irgendwann wird aus dieser eine Meinung die auf Erlebnissen basiert. Das verspricht durchaus Spannung. Aber auch abseits dieser spannenden Studie, lesen sich Esthers Erlebnisse einfach nur gut! Die Bücher kann man auch mit Kind schmökern, da gibt es für jeden was zum schmunzeln.
Mein Fazit
Wer auf solche Langzeit-„Studien“ die Menschen über längere Zeit begleiten steht, wer einfach nur gern eine unberührte Kindermeinung zum Alltag will, oder wer einfach gerne kurzweilige, lustige Alltagserlebnisse liest – der wird bei ESTHERS TAGEBÜCHER auf jeden Fall fündig. Die Zeichnungen sind in einem einfachen Stil der mit wenigen Kontrastfarben daher kommt. Der wahre Unterhaltungsfaktor von ESTHER entfaltet sich sicher erst mit der Lektüre mehrerer Bände. Ich bin auf jeden Fall interessiert wie es weiter geht! 9 von 10 Punkten!
Band 5 von ESTHERS TAGEBÜCHER – Mein Leben als Vierzehnjährige erscheint im April 2021 bei Reprodukt!
Bildrechte: © Riad Sattouf / Reprodukt-Verlag