Filmkritik zum Kinostart von REALITY

Darum geht es…

An einem Samstagnachmittag im Juni 2017 wird Reality Winner, eine 25-jährige Sprachwissenschaftlerin, in ihrem Haus in Georgia vom FBI aufgesucht. Ein kryptisches Gespräch beginnt und erst langsam stellt sich heraus, was die BeamtInnen von Reality wollen: sie soll Informationen über die russische Beeinflussung der US-Wahlen an eine Zeitung weitergegeben haben.

Die oberflächliche Unterhaltung entwickelt sich zu einem Verhör und mit jeder Frage gerät das Leben der jungen Frau ein Stück mehr aus den Fugen…

Hier könnt Ihr einen Blick auf den Trailer werfen…

So hat mir der Film gefallen…

Der Titel des Films REALITY könnte nicht besser gewählt worden sein. Denn Reality ist einerseits der Name der Protagonistin bzw. Whistleblowerin, andererseits verweist dieses Wort auch auf die Echtheit des Verhörs, das vom FBI durchgeführt wurde. Jedes Wort, jedes Lachen, jede einschüchternde Bemerkung wurde genau so im Juni 2017 gesagt. Grundlage des Film sind echte Audiodateien, von dem Verhör, die transkribiert und als Dialoge 1:1 übernommen wurden.

Es wirkt abstrus, als Reality Winner plötzlich von zwei Männern vor ihrem Haus in einem seltsamen Gespräch verwickelt wird. Wie sich herausstellt, sind diese zwei vom FBI mit einem Durchsuchungsbeschluss.
Worum es sich handelt, erfährt man erst in der zweiten Hälfte des Films. Bis dahin wird sich von einem unsicheren Smalltalk zum anderen gehangelt, während die BeamtenInnen jede kleinste Ecke ihres Hauses durchsuchen. Gespräche und Aktionen wirken chaotisch, unsicher, überfordert. Es geht ums Crossfit, ihre Yogakurse und wo genau sich ihre Katze befindet – auf dem Bett oder darunter. Doch eigentlich stellt sich Reality und der Zuschauer eine ganz andere Frage. Und zwar: Was zur Hölle ist hier los?

Reality, zwischen Smalltalk und Zensur

Das eigentliche Verhör beinhaltet fast 50 Minuten des Filmes und findet in einem leeren Hinterzimmer ihres Hauses statt. Man kann  schon gut und gerne von einem Kammerspiel reden. Durch die reduzierte Location fühlt man einerseits die bedrängte Situation der Protagonistin, anderseits die überwältigende Überforderung. Hervorzuheben ist auch die schauspielerische Darbietung von Sydney Sweeney, die auch in der Serie Euphoria brillierte.

Die Kameraeinstellungen wurden sehr subtil gewählt. Schuss, Gegenschuss. Wenig Bewegungen. Alles ist auf das Mindeste reduziert, damit im Kern diese Dialoge stehen.

Nach langem Bearbeiten der FBI-Agenten gesteht schließlich Reality Winner Dokumente aus dem Gebäude geschleust und veröffentlicht zu haben. Grundlegende Informationen fehlen allerdings. Diese wurden in der Original-Audiodatei zensiert. Kenntlich gemacht wurde dies mit einer Störung im Bild, in der die ProtagonistInnen plötzlich verschwinden. Es ist allemal eine Leistung, wie gut der Film mit den Dokumenten umgeht. Fotos und Audio werden gut in dem Film eingebettet.

Fazit

An Authentizität mangelt es in REALITY nicht.

Allerdings ist der größte Spannungsbogen eher die Auflösung der Straftat als das Herausfinden, ob sie es nun getan hat oder nicht. Die größte Besonderheit des Films, diese Echtheit der Dialoge, nutzt sich leider nach einiger Zeit ab. Zwar wird man immer mal mit einer Einblendung der Audiospur daran erinnert, dass die Dialoge wirklich so abgelaufen sind. Im Endeffekt, und vor allem wenn man von dem Geschehen schon vor dem Film gewusst hat, fiebert man wenig mit.

Daher gebe ich 6 von 10 Punkten

Der Film läuft seit dem 8. Februar 2024 im Kino.

Regie: Tina Satter
Hauptbesetzung: Sydney Sweeney | Josh Hamilton | Marchánt Davis

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