Retro-Grusel: LATE NIGHT WITH THE DEVIL überzeugt

Darum geht es in LATE NIGHT WITH THE DEVIL…

Halloween, 1977. Quotenwoche im US-Fernsehen. Ein Millionenpublikum verfolgt das Late Night-Event, das eine ganze Nation erschüttern wird. Zu Gast: Ein Medium, ein Magier, eine Expertin für Paranormales und ein junges Mädchen, das von einem Dämon besessen ist. Angesichts des unfassbaren Grauens der Ereignisse wurde der Mitschnitt dieses schicksalhaften Abends fast vierzig Jahre lang unter Verschluss gehalten – bis jetzt…

Hier könnt Ihr einen Blick auf den Trailer werfen…

So hat mir der Film gefallen…

Wenn ich an Found-Footage-Filme denke, fällt mir sofort Blair Witch Project oder REC ein. Irgendjemand hat eine Kamera, will eigentlich etwas dokumentieren und plötzlich nimmt das Spektakel seinen Lauf. Die Verknüpfung mit dem Horrorgenre ist seit Blair Witch fest verankert. Doch gibt es die Found-Footage-Kategorie schon seit 1958 (A Movie, Regie: Bruce Connor).

LATE NIGHT WITH THE DEVIL hat dieses Genre von Grund auf neu definiert. Hier versteckt sich das Grauen nicht hinter dem nächsten Busch oder im tiefen Keller, sondern mitten in einer Late Night Show.

Der Film beginnt mit einer dokumentarischen Aufarbeitung des Lebens von Jack Delroy, genau vor der Aufzeichnung an Halloween 1977. Delroy ist ein erfolgreicher Late Night Host, der hinter der Show „Night Owls“ steht. Jedenfalls bis zu dem Tod seiner Ehefrau. Ab diesem Punkt wendet sich das Blatt und Delroys Show neigt sich dem Ende zu. Die Quoten sinken, seine Laune geht den Bach runter und vergrault einen Showgast nach dem anderen. Auch die Verbindung zu einem dunklen Kult wird angedeutet. Und hier beginnt die „offizielle“ Aufzeichnung von „Night Owls“, die wohl kein Zuschauer mehr vergessen kann…

Der Exorzist küsst Jimmy Kimmel

Bestens gelaunt tritt er heraus, der Star der Show. Es reihen sich Halloween-Gags aneinander. Die Show-Band sowie die Zuschauer/-innen sind verkleidet. Eingeladen sind eine ganze Palette von paranormalen Gästen. Niemand merkt die Aufregung und den Druck hinter dieser Episode. Denn diese Folge soll alles anders machen. Sie soll „Night Owls“ und Jack Delroy wieder auf den Erfolgskurs führen.

Und das schafft sie. Denn auch als Kinobesucher/in wird man in die übernatürliche Welt hineingezogen.
Horror-Fans bekommen hier einiges geboten. Dank der einfallsreichen Idee, als Spielort eine Late Night Show zu wählen, wird die 4. Wand durchbrochen und schafft damit eine Faszination, die man so selten bei Horrorfilmen erlebt.

Stephen King selbst schrieb über den Film:

„LATE NIGHT WITH THE DEVIL: I got a screener. It’s absolutely brilliant. I couldn’t take my eyes off it. Your results may vary, as they say, but I urge you to watch it when you can.“

„LATE NIGHT WITH THE DEVIL: Ich habe einen Screener bekommen. Es ist absolut brillant. Ich konnte meine Augen nicht davon lassen. Wie man so schön sagt, können Ihre Ergebnisse variieren, aber ich rate Ihnen dringend, sich das anzusehen, wenn Sie können.“

The Show must go on…

LATE NIGHT WITH THE DEVIL brilliert mit Authentizität. Einerseits dank der visuellen Darstellung. Die Kostüme, die Bildqualität und das 4:3 Bildformat sind perfekt auf die 70er zugeschnitten. Anderseits ist es auch der glorreiche Cast. Host Jack Delroy wird von David Dastmalchian (Oppenheimer, Dune) gespielt. Hin und her gerissen zwischen der skrupellosen Medienbranche und seinem Gewissen schafft es Dastmalchian diesem Film eine unglaubliche Tiefe zu geben. Wie weit würde Jack Delroy für die Quote gehen?

In den Werbepausen wird einem ein kleiner Blick hinter die Kulissen gewährt. Diese sind nötig, um die Anspannung von Delroy und der Crew zu vermitteln. Damit der Bruch gut eingeordnet werden kann, ist dieser komplett in Schwarz-Weiß. Das reißt zunächst aus dem Feeling des Zeitdokumentes raus. Nach ein paar Unterbrechungen gewöhnt man sich daran. Ich hätte mir allerdings gewünscht, dass es auch ohne geklappt hätte.

Leider wird der Kinostart von einem Skandal überschattet, der viele Kreativschaffende aufschreien ließ.
In dem Film wurden KI-Technik für drei Illustrationen verwendet. Die Frage stand im Raum, weshalb man nicht einfach jemanden beschäftigte, um diese Bilder zu bauen. Nach den Streiks in Hollywood sind Jobs rar. Zumal das KI-Thema auch dadurch ein sehr sensibel geworden ist. Es wurde zum Boykott aufgerufen. Jeffrey Katzenberg, der Gründer von Dreamworks sagte, dass die KI-Technik nur allein im Animationsbereich wahrscheinlich 90% der Jobs kosten würde. Die Angst vor der neuen Technologie ist groß. Dies zeigt nur zu gut, wie kontrovers das Thema künstliche Intelligenz in der Filmlandschaft ist… Auch wenn es nur 3 Bilder in einem sonst großartigen Film betrifft.

Fazit

LATE NIGHT WITH THE DEVIL bereichert das Horrorgenre ungemein. Die Storyline sowie die technische Umsetzung ist für jeden Nostalgieliebhaber eine wahre Freude. Wer ein Jump-Scares-Fan ist, wartet hier vergeblich. Allerdings bekommt man dafür eine feinst ausgeklügelte Mediensatire mit Gruselfaktor. So wie Stephen King ging es auch mir. Ich konnte auch meine Augen nicht davon lassen.

Ich gebe deshalb 10 von 10 Punkten!

Seit 30. Mai 2024 im Kino.

Bildrechte: © capelight pictures. All rights reserved.

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