Mein Name ist Violeta – Doku-Tipp!

Am 30. Juni 2022 startet der spanische Dokumentarfilm „Mein Name ist Violeta“ bundesweit in den Kinos. Die Doku zeigt den herausfordernden Weg des trans Mädchens Violeta gegen noch immer vorherrschende Diskriminierung. Doch es gibt auch Grund zur Hoffnung: Violetas Eltern! Sie unterstützen ihre Tochter bedingungslos. Gemeinsam mit Aktivist*innen der LGBTQIA+ Community kämpfen sie in diesem inspirierenden Film für eine aufgeklärte, diverse Gesellschaft.

Zum Inhalt von MEIN NAME IST VIOLETA

Wie können Eltern damit umgehen, wenn ihr Kind sich als trans outet? Der Dokumentarfilm „Mein Name ist Violeta“ erzählt die bewegende Geschichte eines 11-jährigen Mädchens, das als Junge auf die Welt kam. Bereits im Kleinkindalter ahnten ihre Eltern, dass Violeta trans sein könnte, denn sie bezeichnete und kleidete sich wie selbstverständlich als Mädchen.

Nach einem anfänglichen Schock fasste das Paar den Entschluss: Aller Hindernisse zum Trotz unterstützen sie Violeta bei der freien Entfaltung ihrer Geschlechtsidentität. Nun steht die Familie gemeinsam vor rechtlichen und medizinischen Herausforderungen. Bereichert wird Violetas Erfahrung im Film mit Portraits von Aktivist*innen aus der LGBTQIA+ Community, die unermüdlich für trans Rechte und Aufklärung einstehen.

Über die Freiheit, man selbst sein zu können

„Ich bin frei, ich bin frei, ich kann es nicht mehr verbergen. Ich bin frei, Ich bin frei, Freiheit ohne Kehrtwende“. So sing Violeta, auf Spanisch zur Melodie des bekannten Titelsongs von Frozen, nachdem sie zum ersten Mal eigene Kleider kaufen konnte und sich endlich richtig angekommen fühlt. Endlich darf zeigt das Äußere, was das Innere fühlt. 

Die Wahl der zentralen Familie und damit zentralen Geschichte ist dabei sehr bedacht gefällt worden. Denn neben Violeta erfährt man auch die Geschichten von Alan, von Ivan, von Leyre, von Carla und von Silvia. Die gezeigten Personen und ihr unterschiedlicher Weg rahmen die Handlung um die junge Violeta geradezu ein. Ihre Geschichten zeigen dabei Probleme auf, mit welchen Violeta auf ihrem Weg noch zu kämpfen haben könnte. Doch sie geben Violeta auch Hoffnung und Kraft mit auf den Weg. 

Ein weiterer Grund für den Fokus auf Violeta könnten dabei ihre nicht gerade unbekannten Eltern sein. Nacho Vidal, ihr Vater, ist ein international bekannter Pornodarsteller. Das bedeutet nicht nur, dass der bekannte Name ein gewisses mediales Aufsehen mit sich bringt. Viel mehr wird hier auch deutlich mit der Erwartungshaltung der Zuschauer gespielt. Der muskulöse Achselhemdträger wirkt rein oberflächlich betrachtet zunächst wenig tolerant. Umso positiver ist die Überraschung darüber, wie unfassbar einfühlsam er und seine Frau Francesca sich auf jedem Schritt des Weges für ihre Tochter einsetzen.

Pink, Blau und Weiß

Die Cinematografie von „Mein Name ist Violeta“ ist unfassbar schön. Immer wieder stark hervorgehoben sind dabei drei Farben: Pink, Blau und Weiß. Ob der leuchtend blaue Pool oder das knallpinke Kleid – sie fallen auf und stechen hervor. Wer sich der Bedeutung der Farben zunächst nicht bewusst ist, wird dies spätestens zu Ende des Films sein, als Alans Familie eine Bank in Gedenken an ihn in diesen Farben streicht: Es sind die Farben der Trans-Pride Flagge. Sie sollen an ihn und seine Geschichte erinnern. 

Doch ein Problem hatte ich leider mit der Wahl des Bildmaterials. So wird sich über den gesamten Film hinweg große Mühe gegeben, Violetas Gesicht nicht zu zeigen. Stets ist etwas vor ihr im Bild, oder man sieht sie nur von hinten, oder nur einen Teil ihres Gesichts. Es wird sogar konkret angesprochen, welche Folgen das Zeigen ihres Gesichtes für Sie haben könnten. Auch ist ein entscheidender Teil des Films eine Art Casting, in dem ein Kind gesucht wird, welches quasi ihre Rolle verkörpern soll. All das, nur um sie am Ende des Films doch ganz zu zeigen.

Das Problem daran ist, dass Violeta gerade mal 11 Jahre alt ist. Sie ist kein Kind auf dem Social-Media-Kanal ihrer Eltern. Sie und ihr Gesicht sind in einem internationalen Film. Sie und ihre Geschichte gehen somit durch die Welt. Violeta wird damit nie, oder nur schwer die Chance haben ein ganz normales Leben als Mädchen zu führen. Denn ihre Geschichte als trans Mädchen ist damit fixiert. Und mit 11 Jahren diese Bürde zu tragen ist doch etwas viel.

Wichtiger Einschub an dieser Stelle: Nein, das ist NICHT das gleiche, wie die Tatsache, dass sich eine 6-jährige entschließt jetzt trans zu sein. Ende der Diskussion.

Mein Fazit

„Mein Name ist Violeta“ ist eine wunderschöne Doku. Ich hatte an mindestens zwei Stellen Tränen in den Augen. Aber ich habe mich auch gefreut. Ich habe mich für Violeta gefreut, und auch für andere. Der Fokus des Films liegt gleichsam auf den sprechenden trans Personen wie auf den gezeigten Eltern. Es geht um Elternliebe und um Akzeptanz. Der Film zeigt aber auch, wie viel Arbeit noch vor uns liegt. Das sieht in Spanien nicht viel anders aus als in Deutschland.

Ich gebe „Mein Name ist Violeta“ 10 von 10 Punkten und empfehle sie klar weiter!

Bildrechte: © Violeta / W-Film

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